Friday 5 October 2012

Erste Tage

Schon eine Woche in New Delhi? Noch ist alles neu und interessant, vieles ist noch fremd, anderes bereits vertraut. Zum Beispiel der Gemüsehändler, der mit seinem Karren um die Ecke bei der Public Library steht, oder die Früchtehändler vorne an der stark befahrenen Mahatma Ghandi Road.

Nach und nach entschlüsseln wir die Geräuschkulisse – die Vögel im grossen Baum des Hinterhofes, das Hämmern eines Handwerkers (was macht er bloss?), fernes Gehupe der vielen kleinen Autos und Tuktuks, das beständige Klingeln der Fahrradrikschas und das Fiepen der Autosicherungen. Direkt unter unserem Fenster sitzen Tag für Tag einige Männer und schwatzen, vielleicht machen sie Geschäfte, vielleicht erzählen sie etwas oder diskutieren – keine Ahnung. Die Gemüse- und Frühtehändler, die mit ihren Handkarren von Haus zu Haus ziehen, machen mit lauten Rufen auf sich aufmerksam. Manchmal rennen Kinder durch die enge Strasse, lachen und kreischen. Nachts hören wir die Trillerpfeifen der Sicherheitsleute, die durch das Quartier patroullieren. Die Geräusche sind viel weniger penetrant oder störend als der dauernde Verkehrs- und Sirenenlärm in New York, vielleicht weil sie eher Menschen zuzuordnen sind, erkennbarer. Oder es sind Tiere –Krähen lärmen, Tauben gurren, unbekannte Vögel pfeifen und schwatzen im Baum, wunderbare Stimmkünstler, ein wenig wie die Staren, und nachts bellen manchmal Hunde. Katzen habe ich noch keine gehört. 
Blumenstand irgendwo unterwegs in New Delhi


Das Gemüse, das wie eine Kreuzung zwischen Zucchetti und Minigurken aussieht,  wandert in einen Kichererbseneintopf, es sei zum Kochen, hat der Händler gemeint. Sofern wir ihn richtig verstanden haben. Die Verständigung auf dem Markt ist nicht immer einfach, nur wenige Leute sprechen verständliches Englisch. Viele kennen die für den Verkauf wichtigen Wörter, also Zahlen. Auf Fragen antworten die meisten zuerst mit “nein”,  und wenn man dann auf einem Artikel besteht oder – noch besser – in der Auslage entdeckt, dann geht es vorwärts. In der Papeterie fragt Alex nach einem Pinsel – “no brush” – sie befinden sich eben bei der Verkäuferin auf der andern Seite des Ladens. Ich sehe wunderbare Sandalen und möchte sie etwas kleiner, worauf der Verkäufer entschieden “no!” sagt – erstens hat er sie nicht kleiner und zweitens, fast wichtiger, sind das doch Männerschuhe! Alex rettet die Situation und erklärt, dass ich eben Männerschuhe mag, worauf sich alle entspannen und lachen: sie mag Männerschuhe!!
Früchteladen abends

1 comment:

  1. Yes, it could be a post from an Indian visiting Ludlow St.! (Except for the cats.)

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