Wednesday 17 October 2012

Durga, Krishna und der Dämon

Der Taxifahrer hat ein Bild einer Gottheit auf dem Armaturenbrett. Es ist Durga, eine starke weibliche Göttin des Hinduismus, die in 108 Formen erscheint. Sie reitet auf einem Löwen und ist für viele Frauen eine wichtige Göttin - stark und durchsetzungsfähig.
Göttin Durga auf dem Löwen, mit 8 Armen als Zeichen der Stärke

Nächste Woche, am 24. Und 25. Oktober, wird Dussehra gefeiert, der Sieg des Guten über das Böse. Dabei werden Puppen verbrannt, die das Böse symbolisieren. Also ein wenig wie Sechseläuten. Dieses Fest fällt zusammen mit dem Fest für den Sieg der Göttin Durga über den Dämon Mahishasur.

Sandeeta fastet nach Hindutradition 9 Tage vor diesem Fest. Sie hat auch am ersten Tag Hafer in eine spezielle Kiste gesät, und dieser wird am 9. Tag dann Durga geopfert, wenn ich es richtig verstanden habe. Man sieht in den Strassen und bei den Tempeln bereits die Vorbereitungen für diese kommenden Feste, mitte November folgt dann Diwali. Es ist die beliebteste Jahreszeit, denn die grosse Hitze ist vorbei, und jetzt werden Geschäfte gemacht, man geht aus und trifft sich.
Es wird nachts langsam kühler, die Abende sind sehr angenehm, und die Leute sind gerne draussen. In unserm Park sitzen jeden Abend die Frauen zusammen und unterhalten sich, die Männer bilden eine eigene Gruppe. 
Stand für Dussehra

Die eine Nachbarin grüsst uns nun auch auf der Strasse. Angefangen hat es mit Augenkontakt von von Balkon zu Balkon , dann ein Lächeln beim Nachhausekommen, die Frauen sind mit ihren Kindern oft auf dem Balkon, damit sie sehen, was draussen so passiert.
Wir werden oft angesprochen, zum Beispiel von Rita, einer wunderschönen Inderin, die an der Highschool in der Nähe Geschichte unterrichtet. Sie hat uns gleich zu sich nach Hause eingeladen. In der Metro oder beim Einkaufen ergeben sich fast immer Gespräche, vor allem Alex wird von Männern angesprochen. Wenn ich mich einmische, sind sie oft verlegen, denn Inder sind es nicht so gewohnt, mit unbekannten Frauen zu sprechen. Das „male bonding“ ist sehr ausgeprägt, man sieht oft Männer Hand in Hand spazieren, auch Polizisten und Soldaten. (Nein, leider kein Foto, ich habe die beiden Polizisten nicht  erwischt.) Der interessanteste Kontakt war Gupta, der in echtem Bairisch und in fünf Minuten fast sein ganzes Leben erzählte. Er arbeitet als Tour Guide, wir werden ihn mal engagieren: New Delhi auf bairisch!

Tulsi
Unser Mitbewohner M. ist, im Gegensatz zu mir, ein Frühaufsteher. So hat er bemerkt, dass sich die Frauen auf den umliegenden Balkonen  jeden Morgen kurz vor einer Pflanze verbeugen und sie dann giessen. Es ist die Verehrung von Krishna, wei uns Vidya erzählt, der sich in „Tulsi“, dem indischen  Basilikum oder „Holy Basil“ , manifestiert. Tulsi ist auch als Heilpflanze sehr verbreitet, es gibt mindestens 15 Anwendungen. Auf fast jeder Terrasse oder jedem Balkon steht deshalb eine Tulsi, und meistens, gleich daneben, eine Curryblätterpflanze, die wird zum Kochen gebraucht. 

Unsere Nachbarin hat eine Freundin, die Tulsi zieht, vielleicht hat  sie eine Pflanze für M. übrig. Jetzt fehlt uns nur noch der Hausaltar. 
Curryblätterstrauch


Ich glaube, ich weiss jetzt auch, weshalb die Leute mich so anstarren. Erstens mal weil ich so weiss bin, dann sicher auch, weil ich graue Haare habe. Hier hat einfach niemand graue Haare! Und drittens vermutlich wegen der Locken, die sieht man hier nicht. Im Film „Lakshmi“ regt sich die Schwester über den zukünftigen Mann von Lakshmi auf: „.. und dann hat er diese lockigen Haare, so „unruly“ – wie ein Dämon!“

 Durga besiegt den kraushaarigen Dämon Mahishasur (http://www.glamcheck.com)


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