Monday 19 November 2012

Diwali

Ich bin im Rückstand - Diwali ist bald eine Woche her, und schon beginnt das nächste Fest! Wir haben es richtig streng hier, kulturell-religiös gesehen. Also jetzt erstmal zu Diwali: Das Lichterfest ist das wichtigste Hindufest. Es geht um den Sieg des Lichtes über das Dunkle, des Guten über das Böse, wie schon bei der Durghessa. Gefeiert wird mit vielen Kerzen, elektrischen und Öllämpchen, traditionellen Texten, Ritualen und endlosem Feuerwerk.
Der Ursprung liegt bei der Rückkehr Ramas aus dem 14jährigen Exil i Dschungel. Er kam mit seiner Frau Sita und seinem Bruder Lakshmana in einer Neumondnacht zurück, die Leute wiesen ihm den Weg mit Öllampen. Deshalb wird Diwali immer bei Neumond gefeiert. Übrigens: die Versuchung ist gross, hier alle Informationen und Weisheiten  zu einem Thema zu zitieren. Wenn ich jeweils lese, was mir Klaus Stuckert an interessanten Informationen zu meinen Themen schickt, werde ich ganz blass und finde meine Erzählplaudereien schon SEHR banal. Naja, wer mehr wissen will, kann dies selber herausfinden: http://de.wikipedia.org/wiki/Diwali (die haben dasselbe Öllämpchen wie wir!).

Montagabend Einkaufstour: 50 Öllämpchen, Statuen von Ganesh, Laxmi und Hanuman (weil wir den so mögen), Süssigkeiten, noch zwei Kerzenhalter ...
Alle Leute sind total aufgeregt, die Kinder überdreht - Betrieb wie am 23. Dezember auf der Bahnhofstrasse in Zürich, nur viel wärmer!
Wildfremde Menschen, Kinder, Jugendliche und alte Leute wünschen uns "Happy Diwali"!


Die Juwelierläden haben Hochbetrieb, da es Brauch ist, zu Diwali etwas aus Gold zu schenken. Schon den ganzen Tag knallen Kracher, und die Kinder sind total aus dem Häuschen wegen der Frauenfürze. Überall wird geputzt wie verrückt, alle Misthaufen sind verschwunden, sogar der Dreckhaufen in unserer Gasse, der das Bettler-WC ist. bzw. war. Und die Kühe wundern sich, wo ihre "Weiden" hingekommen sind. Ein völlig ungewohnter Anblick!
Puffreis


Wer es sich leisten kann, streicht das Haus neu, innen und / oder aussen. Alles ist so herausgeputzt, dass man das übliche staubigschmutzige Varnanasi fast nicht mehr erkennt. Der Hanuman-Schrein bekommt natürlich auch ein neues Kleid und sogar einen kleinen Baldachin. Leider fällt jetzt das Licht nicht mehr so schön auf die Kleider von Hanuman. 


Dienstagmorgen bringt Umesh dann die Mala - Tageteskränze und Girlanden. Die Tagetesbauern müssen Hochsaison haben. Gegen Abend beginnen wir mit Umeshs Familie das Haus zu dekorieren - der Hausschrein von Alice Boner besitzt wunderbare Krishan- und Drugafiguren, denen wir Hanumna, Ganesh und Laxmi beigesellen.


Nun lernen wir das Ritual kennen - wann wem eine Mala umgehängt wird, wann und wie und wie oft die Räucherstäbchen zu bewegen sind (immer rechts herum, fünf  Mal), wann man sich verneigt usw. Zu der Glocke kommt der Klang der Cinellen, die man - welche Ehre - mir übergeben hat. Ich muss noch etwas üben. Das ganze ist sehr feierlich, aber nicht steif. Tief empfunden, voll Verehrung für Krishna, aber ohne Getue. Das beeindruckt.
 Dann verteilen wir die Öllämpchen im ganzen Haus, schön nach Osten ausgerichtet.

Aripta

Uttkarsh















Und dann - endlich - können die Kinder auf der Dachterrasse das Feuerwerk in die Luft knallen!! Der grosse Renner waren  - Wunderkerzen! Und zwar bei den kleinen wie den grossen!



Es knallte die ganze Nacht durch weiter. Wichtig war der Lärm, nicht so sehr das Bouquet der Raketen (das ist sowieso nur etwas für die Reichen). Auch hier gibt es die Aufrufe, man soll Diwali ruhig feiern, um die Tiere zu schonen. Die meisten werden abends nicht in Ställe gebracht, sondern draussen vor dem Haus angebunden, und das erst noch sehr knapp - Gassenkühe. Ungemütlich. Wie toll Kühe sind, kann man bei Martin Ott nachlesen: Kühe verstehen, Fona-Verlag. Immerhin - diese Büffelkuh hat für Diwali rote Hörner bekommen.


Nach dem indischen Znacht - mit frischen Puri barata (keine Ahnung, wie man das schreibt) und Aloo mit Baigan war das Fest vorbei - die Kinder müde und übermütig, wir halb taub von den Kanonenkrachern. Also ein wenig wie Weihnachten und Neujahr zusammen, jeodch ohne den Geschenkestress - man fällt betäubt vom Essen, Lärm, der Aufregung ins Bett und schläft trotz der Knallerei selig ein.



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