Monday 12 November 2012

Die Ghats

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Am Nachmittag fahren wir mit Dinanath den Gaths entlang. Er ist Maler, Schriftsteller und Kunstgeschichtsprofessor und erzählt uns all die Geschichten von den Königen, Volksgruppen oder einfach reichen Leuten, die ihre eigenen Gaths gebaut haben, um Zugang zur Ganga zu haben und baden können. 
Zwischen sehr alten, wunderschönen Palästen stehen auch moderne, gesichtslose Glas- und Betonbauten. Im Moment bauen offenbar Japaner im Süden ein neues Gath.

Unter den grossen Schirmen sitzen am Tag die Sadhus und philosophieren, man kann sich hier Rat holen.
 

 
 Die Leute spazieren auf den Stufen unter den Häusern durch, Guides, Bootsführer und Händler lauern auf Touristen, einige Hotels werben mit Dachterrassen. Das Wasser ist jetzt tief, im Monsun steigt es einige Meter über den jetzigen Wasserspiegel, dann kann man hier nicht mehr durchspazieren. Ich möchte mal die Strassen im Monsun sehen! Dinanath meint nur, naja, dann muss man halt die Füsse gut waschen. Das müssen wir auch jetzt jeden Abend!




Am Abend fahren viele Leute mit Booten den Gaths entlang, nirgends sonst hat man einen so schönen Blick.



Wir steigen am Rajendra Prasad Ghat aus und gehen durch den Bazaar – was für ein Gedränge! Und was für ein Fest für die Augen – Farben Farben Farben. Die Sarihändler warten im Schneidersitz auf Kundinnen, umgeben von den fantastischen Stoffen. Gar nicht auszudenken, wenn ich Platz hätte für diese fantastischen Stoffe ... Dann kommen die Gewürzhändler, die Schmuckhändler – immer gibt es Kissen oder Polster, auf denen die Kundschaft Platz nehmen kann (kein Problem dank Yoga), und dann lässt man sich die Schätze vorführen.   

 






















Vom Scindia Gath  steigen wir hoch zum Sankrata Devi Tempel. Diese Göttin hilft, wenn es Hindernisse zu überwinden gibt. Das ist immer gut.

Für unsere Spende behängt uns der Priester mit Blumengirlanden, die er von der Sankrata Devi löst, und ich bekomme als Gabe eine halbe Kokosnuss mit einer Lotosblüte drin. 
Immer wieder kommen Gläubige, beten oder singen,  gehen zum Priester, umrunden den heiligen Baum und gehen wieder.  Auch Geschäftsleute kommen, beten kurz und sind schon wieder weg. Kinder spielen Fussball,  und eine Frau singt unermüdlich dasselbe Mantra. 
 

Dann besuchen wir den Sadhu Prem Sagar (ocean of love) – eine eindrückliche Figur. Er spricht ein wenig Deutsch: „Wie heissen Sie?“ Er ist ein Heiler, und - wie er betont - auch ein Fernheiler. Einem Paar in England habe er geholfen, Kinder zu kriegen. Nun, das ist definitiv zu spät für mich;) Hier erklärt er das Kastensystem: http://www.youtube.com/watch?v=aaw1nukNClg

Wir bekommen einen Tee, und der Sadhu erzählt einige Geschichten, währenddessen die Mäuse herumrennen. Er ist ganz begeistert von Alex’ Portraitfoto, und so kriegt er zum Abschied eine Umarmung, ich einen Händedruck.

Vom Boot aus sieht man die verschiedenen Ghats am besten, und im Dunkeln  wirken die Paläste märchenhaft. 


 Am Manikarnika Ghat brennen immer noch viele Feuer, es sind heute offenbar viele Tote verbrannt worden.  Es werden nur die verheirateten Letue verbrannt, die andern (und auch die Armen) werden mit Steinen beschwert in der Ganga versenkt. Wer hier kremiert wird, steigt direkt in den "Himmel" auf und verlässt den Kreis der Reinkarnation. 

Vishnu habe hier eine heilige Quelle gegraben, und Shiva (oder Parvati?) habe beim Baden an diesem Ort einen Ohrring verloren, deshalb heisst es Manikarnika - Mani steht für Perle, und Karnika für Ohr. 

Die Bambuskörbe mit den Kerzen, die an hohen Bambusstangen hängen, sollen den verstorbenen Ehemännern den Weg in den Himmel weisen, deshalb hängen die Witwen sie auf. Die Körbe.

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