Unser Hotel „Norling Guest House“
gehört zu einem grossen tibetanischen Komplex mit Kloster, Tempel und Institut und
liegt in einem wunderschön angelegten Park in Sidhbari. Kongresse und Lectures, Meditationen und Forschungsprojekte bringen viele in- und ausländische Gäste, und viel Unterstützung für "Free Tibet".
Der Hund unterhält uns beim Frühstück, während die Wischerin unbeeindruckt von den Fremden ihre Arbeit macht.
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Am Freitag besuchen wir Didi Contractor –
was für ein Erlebnis! Sie ist 83 und baut „Mud“-Häuser, Lehm- oder
Erdhäuser. Ihr Schwiegervater war ein "constructor" - ein Bauunternehmer
- und hat deshalb diesen Familiennamen angenommen. Passt! Jedes Haus ist möglichst umweltschonend gebaut und massgeschneidert für die
Person, die darin wohnt. Didi achtet darauf, dass das Material für den Hausbau
möglichst aus dem Boden und der Umgebung gewonnen wird: Der Aushub für das
Fundament wird gebraucht, um die „mud“- Ziegel zu machen, die Steine werden
entweder für das Fundament gebraucht oder in den Garten integriert. Bambus und
Schiefer aus der Gegend ergeben das Dach.
Die Ziegel oder Backsteine werden aus
Erde und Kuhmist gemixt und dann in der Sonne getrocknet. Man soll die Ziegel
nicht „backen“, denn dann seien sie tot und der ewige Kreislauf allen organischen Materials werde
unterbrochen. Wenn eines ihrer Mud-Häuser kaputt geht, dann werden die Ziegel
wieder zur Erde und darauf kann wieder etwas wachsen.
Beton und Eisen braucht
sie höchstens für ein stabilisierendes
Band auf der untersten Steinschicht, das über die Ecken mit Eisen im Dach verbunden ist - ihr Privatrezept
für erdbebensicheres Bauen. Wenn überhaupt, dann würde das Haus nach aussen zusammenfallen. Sie meint, zum Glück seien ihre Häuser in den 14 Jahren, seit sie baut, nicht getestet worden!
Die Wände
werden mit einer Mischung aus Kuhmist, Papiermaché und Dreck bestrichen,
verstärkt mit etwas Kunstharz, was einen einen wunderbaren warmen Erdton ergibt.
Diese Bauweise ist im Monsun viel verträglicher als Zement und Beton – die Feuchtigkeit
wird nicht aufgesogen und so entsteht bedeutend weniger Schimmel. Didi meint
sogar, dass diese Wände vor Strahlung und Elektrosmog schützen, so dass der
Handyempfang eingeschränkt sei. Ich hab’s ganz vergessen zu überprüfen.
Ich
fühle mich sofort ausserordentlich wohl in diesen Räumen, es ist einfach
angenehm. Diese Häuser scheinen auch die
Temperatur gut auszugleichen. Wir essen
Lunch – mit braunem Reis! – weil es da wärmer ist als im Haus. Draussen
entdecke ich einen grossen Solarkocher – das sei ihre erste Karriere gewesen (jetzt ist sie etwas bei der vierten angelangt) – auf dem Land Solarkocher bekannt zu machen. Das Problem war und ist, dass die Leute weit vorausplanen müssen. Aber clever, ich habe einen
Bausatz in Spanien, der aufs Zusammenbauen wartet.
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Tempeleingang |
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wassergetriebene Gebetsmühle |
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gehört zum Haus |
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Der Hund unterhält uns beim Frühstück, während die Wischerin unbeeindruckt von den Fremden ihre Arbeit macht.
Die Kinder interessieren sich für uns oder was sie auf dem Tisch sehen. Aber bald verlieren sie das Interesse und spielen weiter.
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http://www.tehelka.com/story_main48.asp?filename=Ne111210INSPIRATIONS.asp
Didi muss zu einer Baustelle fahren, obwohl
ihre kürzlich gebrochenen Hüfte noch nicht ganz verheilt ist. Sadhana
„übernimmt“ uns und zeigt uns weitere Didi-Häuser: Wir besuchen die Klinik von
Doctor Barbara, einer Oesterreicherin, die einen Inder geheiratet hat. http://en.wikipedia.org/wiki/Barbara_Nath-Wiser
http://buchdeutsch.1000peacewomen.org/index.php
Es sind
die angenehmen Proportionen, das etwas Verwinkelte, das einen gar nicht an
Krankheit denken lässt. Hierher kommt man gerne, denke ich. Im Community-Center, das Doctor Barbara
ebenfalls von Didi bauen liess, treffen wir auf Felix, einen Oesterreicher, der
hier seinen Zivildienst ableistet, zusammen mit einer Praktikantin, auch aus Oesterreich.
Er arbeitet mit den Kindern, unter anderem
hier in der Bibliothek, und findet diese Art Zivildienst einfach genial – er
scheint es zu geniessen, und die Kinder auch.
Es passiert hier einiges – ein
Computerfachmann, auch aus Oesterreich, unterrichtet die LehrerInnen, und in einem
andern Raum lernen die Kinder für die kommenden Prüfungen. Im obersten Stock
stehen zwei alte Singer Tretnähmaschinen, da werden Taschen und Yogatragtaschen
hergestellt.
Das gibt gerade ein Geschenk für Vidya, die uns den Kontakt zu Didi vermittelt hat (und uns das Sivananda-Yogastudio empfohlen hat). Hier einige Informationen über die Nishtha-Foundation, die das Community-Center unterstützt:
Das gibt gerade ein Geschenk für Vidya, die uns den Kontakt zu Didi vermittelt hat (und uns das Sivananda-Yogastudio empfohlen hat). Hier einige Informationen über die Nishtha-Foundation, die das Community-Center unterstützt:
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http://en.wikipedia.org/wiki/Nishtha_%E2%80%93_Rural_Health,_Education_ and_Environment_Center
Während wir mit Sadhana zu ihrem Didi-Haus
spazieren, grüssen sie die Leute mit grosser Verehrung – sie ist hier offensichtlich
bekannt und beliebt. Hier sehen wir die traditionelle Begrüssung – die
Hände zusammengelegt und den Kopf geneigt. In der Stadt sieht man das nicht,
oder wir sehen es nicht.
Ein Propagandawagen fährt an uns vorbei - bald sind Wahlen - und der Sprecher stellt sofort um auf Englisch, weil er in uns potentielle Wähler vermutet. Wir fragen, was die Gasflasche auf dem Wahlplakat bedeutet - nichts!
Jede Kandidatin oder jeder Kandidat "braucht" ein Symbol, und vielleicht war nur noch gerade das frei. Das Telefonsymbol dieses Kandidaten bedeutet also nicht etwa "exzellente Kommunikation" oder "Festanschlüsse für alle" - schliesslich haben alle ein Handy.
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Nun warten wir auf den Bus, der uns über
Nacht nach New Delhi zurückbringen soll – eine gut 10stündige Fahrt im
„Volvo“, das bedeutet hier ExpressBus mit SemiSleeper-Sitzen und Air Conditioning. Volvo
bezieht sich nicht (mehr) auf die Automarke, es kann auch ein Tata sein. Tata fabriziert fast alles hier!
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