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Aber der Flötenspieler ist schon da, zuerst spielt er seine Tonleitern, dann improvisiert er ein wenig, und wenn dann Westler in Sicht sind, spielt er pseudoklassische Rieu-Musik.
Im Haus ist bereits der Gärtner am Werk und
wässert die vielen Pflanzen – überall grünt es, in, um und auf dem Haus.
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Wir werden total verwöhnt, müssen uns aber
erst mal an das Bedientwerden gewöhnen. Als der Direktor Dinanath Pathy kommt ,
wird uns das so richtig klar – Santoos, der putzt und wäscht und bügelt, grüsst ihn nicht nur mit Verbeugung und
zusammengelegten Händen, sondern beugt sich auch, um die Füsse des Direktors zu
berühren.
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Es herrscht eine klare Hierarchie – wer wem was befehlen darf, und
das geht immer im Befehlston, kurz und eher barsch, zumindest für unser
Empfinden. Das ist auch in den Läden so – wer kaufen will, befiehlt: Zeig mir
das, zeig mir dies, hast du das in schwarz, grösser, kleiner –immer im
Befehlston. Und dann geht man in den nächsten Laden.
Die Türen im Haus sind sehr niedrig und
schmal. Dinanath sagt, das sei wie an der Universität, die absichtlich niedere
Türe haben: gut für die Bescheidenheit, denn man muss jedesmal demütig den Kopf
beugen. Einmal den Kopf anhauen sei toleriert, aber nicht zweimal! Wenn wir an
die Haustüre klopfen, schwingt sie auf, wie von Geisterhand geöffnet. Dies dank
einem ausgeklügelten Schnursystem, mit dem man von jedem Stock aus die Türe
öffnen kann. Die Treppenstufen sind sehr hoch und schmal, schnell mal
runterrennen geht nicht, wie man in den Fotos von Alex sieht. Ich trage übrigens die neuen Kleider, die wir machen liessen. (Man beachte die topmodischen Sandalen!) Umesh, der Hausverwalter, hat uns begleitet, damit wir nicht allzu sehr über den Tisch gezogen werden.
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Man setzt sich beim Stoffhändler auf die Polster (im Schneidersitz natürlich) und dann breitet der Stoffhändler seine Stoffe aus, bis man nicht mehr weiss, was man eigentlich will!
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Man setzt sich beim Stoffhändler auf die Polster (im Schneidersitz natürlich) und dann breitet der Stoffhändler seine Stoffe aus, bis man nicht mehr weiss, was man eigentlich will!
Die Löhne sind tief. Umesh, der
Hausverwalter, verdient etwa 12'000 Rupies, und nur schon das Schulgeld für
seine Kinder kostet ihn 6'000. Die öffentlichen Schulen seien so schlecht, dass
alle Leute, die das Geld aufbringen können, Privatschulen vorziehen. (Die
Lehrer der öffentlichen Schulen beherrschen nicht einmal Englisch richtig, meint er.) Er hat ein
Motorrad, auf dem er die ganze Familie transportiert, aber die älteste Tochter
wird jetzt 14, da geht das nicht mehr so gut, sie ist zu gross geworden! Auch
hier ist es so, dass der Mann einen Helm trägt, die Frau seitwärts hinter ihm
sitzt, mit dem Sari als Kopfschutz (!) Ein Kind sitzt vorne auf dem Tank, eines
auf den Knien der Frau, und zwischen Mann und Frau klemmt dann das dritte Kind, meist stehend. Die Masseurin beim Ayurveda-Arzt verdient 3000 Rupies, das sind etwa 54 Schweizer Franken, für eine 6-Tage-Woche mit 10-Stundentag.
Vorgestern bin ich zum ersten Mal auf einem
Kuhfladen ausgerutscht, aber ein netter Mann hat mich vor dem Sturz in den dreckigen
Strassengraben bewahrt. Die Kühe sind überall, und manchmal sind die Gassen so
eng, dass sie einen fast an die Hauswand quetschen. Sie sind die vielen
Menschen gewöhnt, und manchmal reagieren sie sogar auf die Motorradhupe. Meistens
nicht.
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Apropos Tiere: Das ist unser Hausgecko, der hinter diesem Plakat für eine Ausstellung im Haus zum Kiel wohnt.
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