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Aarti ist eine Lichtzeremonie, die jeden
Abend um 7 an der Ganga und auch in den vielen Tempeln zelebriert wird. Ein
oder mehrere Priester, je nach Ghat oder Tempel, schwingen Kobra-Lampen mit 7 Öllampen, dazu werden die schweren Gongs geschlagen, und manchmal singt ein
Sänger dazu. Sehr feierlich und ein wenig hypnotisch, vor allem ausgezeichnet
choreographiert. Der Priester dankt dem Gott oder der Göttin für das Licht, das
den ganzen Tag über für uns da war und
gibt mit der Zeremonie etwas davon zurück.
Auch mit dem iPad kann man Fotos machen:
Der junge Priester vollzieht die zeremoniellen Bewegungen sehr elegant, ganz versunken in seine Welt, ebenso seine Helfer und die Gläubigen. Sie lassen sich auch nicht von der unpassenden Msuik beirren, die aus den Lautsprechern plärrt. Es geht zu Herzen, diese stille Verehrung, diese Selbstverständlichkeit. So macht mir Religion wieder Sinn. Ich stehe etwas abseits, aber einer aus der Gruppe holt mich dazu, damit ich auch von dem geweihten Wasser und Puffreis bekomme.
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Es ist auch eine Huldigung an die Ganga, und am Ende wird man mit gesegnetem Gangawasser besprüht oder bekommt es
in die Hand und benetzt damit das Haar, oder man trinkt es. Am Ende des Rituals setzt man die Tonkerzen
mit den Malas (Tagetes) in ihren Blätterkörbchen (echt umeltschonend!) auf der Ganga aus,
und langsam treiben sie weg, das sieht
wunderbar aus.
Das ist Lloyd, er verkauft mir jeweils die Kerzen und zündet sie mir sogar an. Er hat mich schon am 2. Tag wiedererkannt, und er sagt mir auch warum - your hair is so interesting!
Am Dasawamedh Ghat wird Aarti viel grösser, eindrücklicher,
pompöser gefeiert – 5 Priester sind am Werk, hunderte von Gläubigen und Fremden
schauen zu.
Auch mit dem iPad kann man Fotos machen:
Am Aarti im Assi Ghat, die ein wenig wie
eine Quartier-Aarti wirkt, gibt es nur einen Priester und zwei Gongschläger.
Der Junge, der einem am Ende einen Punkt auf die Stirne drückt, muss lachen,
als ich auch anstehe, er gibt ihn mir dann doch.
Sehr berührend ist eine Aarti-Zeremonie nahe unserem Haus - ein Priester, zwei Gongschläger, ein "Glöckner" und etwa 20 Gläubige.
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Die eindrücklichste Aarti-Zeremonie erleben
wir im Sankat Mochan Hanuman-Tempel. Alles ist rot von der Zinnoberpaste – die
Säulen und viele Wände, auch Gitter sind dick mit dieser Paste bestrichen. Die
Leute schreiben ihre Namen hier drauf, und mit der Zeit verschwinden sie dann
im Zinnober-Meer der andern Namen. Wir bekommen auch einen leuchtend roten
Punkt auf die Stirne und einige Tulsiblätter (Basilikum), und dann beginnt die
Aarti vor dem Rama-Tempel. Ich muss mit den Frauen rechts stehen, die Männer
links. Die Gongs werden von zwei Jungs geschlagen, das dröhnt vielleicht! Ein
älterer Mann koordiniert das Tempo, abgestimmt auf den Priester. Man gerät
total in Trance, vor allem auch, weil wir nur von Gläubigen umgeben sind. Plötzlich
wird die Menge mit heiligem Wasser bespritzt, ich kriege auch etwas davon ab.
Nun öffnet sich der Korridor der Zuschauer, die Gongschläge steigern sich, ein
tiefer Gong kommt dazu und nun wird die Zeremonie mit derjenigen vor dem
Hanuman-Tempel koordiniert – bis die beiden Götter sich sehen können. Wir sind alle in Trance - und
plötzlich ist es vorbei. In der Stille dröhnen die Gongs nach, ich muss mich zuerst auf die Erde zurückfinden. Ganz benommen suchen wir den Weg aus dem Tempel –
konfrontiert mit den Soldaten, die versuchen den Tempel zu beschützen, und das
seit dem Bombenattentat von 2006, bei dem etwa 30 Leute starben. Deshalb keine
Fotos von diesem Tempel!
Draussen tollen die Affen herum, einer hangelt sich an
den Stromleitungen zu einem Haus, und wenn einer auf das Dach der
Verkaufsstände springt, gibt das einen ordentlichen Krach! Wir sehen junge
Männer, die mit langen Bambusstecken versuchen, die Affen zu vertreiben. Ganz
schwierig! Im Alice Boner Haus ist alles vergittert, und man muss auch die Türe
zur Terrasse immer wieder schliessen, damit die Affen nicht reinkommen. Alice
Boner sass offenbar immer mit einem Stecken bewehrt auf der Terrasse, und wer
sie besuchen kam, kriegte als erstes ebenfalls einen Stecken, um die Affen
abzuwehren. Die herzigen, süssen Äffchen sind ganz schön angriffige Biester. Nur der Affe, den einer der Bettler an seine Hand gekettet hat, sitzt friedlich da und kaut im gleichen Takt wie sein Herr. Sie gleichen sich sehr.
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