Und schon ist
unser Abenteuer vorbei! Kaum zu glauben. Der Kopf ist immer noch voll von
Eindrücken, und die Festplatte voll mit Fotos. Zum Abschluss einige „vermischte
Meldungen“.
Wenn es kalt
wird, tragen die Männer gestrickte Pullover oder Westen (“Lismer“), bevorzugt in Pink, Orange,
Blau mit Glimmereffekt.
Ein Bruder darf
seine Schwester nicht massieren, auch wenn er ausgebildeter Masseur ist (und
sie starke Rückenschmerzen hat).
Ein Vater, der
selber eine Liebesheirat eingegangen ist, verwöhnt seinen Jungen, der nach zwei
Mädchen geboren wurde, über alle Massen: das ist sein Prinz. Zur Frage, ob er seinem Sohn später einmal eine Liebesheirat erlauben würde, hat er sich ausgeschwiegen.
In New Delhi ist
vor einigen Tagen eine Studentin von mehreren Männern vergewaltigt worden. Die Frauen sind empört und wütend. Mittlerweile
hat es diese Meldung auch in die Schweizer Zeitungen geschafft (die Zensur
Graffenrieds schaffte es schneller). Die Polizei hat die Demonstrationen
verboten, dennoch gehen die Leute auf
die Strasse. Frauen gelten in Indien immer noch nicht viel, Jungen sind die
Prinzen, meist ungezogen und total verwöhnt. Die verklemmte und unterdrückte
Sexualität schürt dieses Klima noch, aber auch Unwissen und ein Mass an
Unaufgeklärtheit, das man fast nicht fassen kann: ein Politiker sagte
öffentlich, dass es früher weniger Vergewaltigungen gegeben hätte. Schuld sei
die zunehmende Verpflegung mit Chowmein, das heisst mit chinesischem Fastfood.
Da kann man schon SEHR wütend werden. Hm.
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Der Krishnatempel
in Delhi ist eine Disney-Krishna-Welt. Gross angelegt, mit einer eher
scheusslichen Architektur. Die Krönung ist ein Diorama, in dem mit Licht- und
Soundeffekten die Vorzüge von Hare Krishna gepriesen werden. Im Paradies sitzt
Krishna mit einer weissen Frau auf einer Schaukel, einige weitere Frauen –
ebenfalls weiss – bringen Trauben. Unter den Plastikbäumen steht ein Reh. Wir
werden durch die Show gehetzt, die Männer wollen schliessen. Nachher ist man von jeglichem Krishnakult, sollte man den einen haben,
kuriert! Hm.
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Abstauben: Meist
wird der Staub in die Flucht „geschlagen“, d.h. mit Lappen wird auf die Möbel eingedroschen. In der Mosche schwingt ein Angestellter
einige Fetzen Stoff an einem langen Seil
über die Marmorflächen. Im
Observatorium lehnt ein Eigenkonstrukt in der Ecke, damit werden die
Stukkaturen und Schnitzereien hoch oben abgestaubt. Arbeitsbeschaffung: ein
Angestellter staubt im Flughafen die Decke und vor allem die Zwischenräume
zwischen Lampen und Decke ab. Es ist eben immer alles voll Staub. Die Blätter
der Bäume entlang der Strasse sind fast weiss davon und dauernd kratzt es im
Hals.
Die wunderschön
farbigen Matratzen und Quilts werden meistens auf dem Boden vor dem Shop
genäht, und dann wird der Staub herausgeklopft oder eher geprügelt.
Santoos nimmt
jeden Tag den Boden auf, in der typisch indischen Krebsgangart: kauernd und halb
rückwarts, halb seitwärts wird der Boden von Hand geputzt. Der Lappen ist immer
derselbe, und ein halber Kübel Wasser reicht für zwei Stockwerke. Die Bewegung ist äusserst
elegant, und sie würde vielen Westlern die Gelenkigkeit erhalten und das Fitnesscenter
ersparen!
Das Bedientwerden
muss man lernen. Pushpa, die Köchin im Alice-Boner-Haus, hat es gar nicht gerne
gesehen, wenn ich das Geschirr in die Küche tragen wollte. Immerhin durfte ich
ihr beim Kochen zuschauen, die Hindinamen für die Gewürze lernen und den
Gurkensalat auf den Tisch stellen. Alles andere ist ihr Revier. Und beim
Gemüserüsten hilft Santoos. Hierarchien einhalten.
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Am Flughafen: Ohne gültiges Ticket kommt man nicht hinein, also Abschied auf draussen auf der Strasse.
Jedes Handgepäck
kriegt einen eigenen Anhänger, der gestempelt werden muss. In der Sicherheitskontrolle
werden diese Stempel kontrolliert und dann wird die Stempelnummer, mein Name,
die Flugnummer und was weiss ich noch alles von Hand in ein grosses Buch
eingetragen.
Der junge Soldat,
der meine Sachen auf das Band der Sicherheitskontrolle legt, will unbedingt den
Namen meiner Tochter erfahren, weil er sie heiraten will. Mich könne er ja
nicht heiraten ...
Der halbvolle
Mond liegt in New Delhi auf dem Rücken.
Nun, das war der letzte Indien-Blog, und ich möchte mich bei allen Leser und Leserinnen herzlich bedanken. Natürlich für die Lektüre, aber auch für die Kommentare. Und das Wichtigste: ich hätte ganz vieles schon längst vergessen, wenn ich nicht diesen Blog geschrieben hätte. Nun kann ich mich in Ruhe den Tausenden von Fotos widmen.